Ob nach dem Essen, nach dem Öffnen von Produktverpackungen oder auch nach fertig verbrauchten Produkten verschiedenster Art - nahezu jeden Tag produzieren wir Abfall. Genauer gesagt produziert der durchschnittliche Österreicher pro Tag rund 1,5 Kilogramm an privatem Abfall. Pro Jahr ergibt das eine Pro-Kopf-Produktion von rund 548 Kilogramm an Abfall in ganz Österreich. 326 Kilogramm davon führt die durchschnittliche Person hierzulande zwar jährlich dem Recycling zu, was immerhin die zweithöchste Recyclingquote innerhalb der Europäischen Union darstellt, doch letztlich ist die gänzliche Vermeidung von Abfall auch dem Recycling vorzuziehen. Wie die Millionen von Tonnen an produziertem Abfall in Österreich jedes Jahr zusammen kommen und was dies für den richtigen Umgang mit Abfall für jeden einzelnen Bürger bedeutet, soll im Folgenden dargelegt werden.
Abfall in Österreich
Rund 56 Millionen Tonnen an Abfall entstehen jährlich insgesamt in Österreich. Der größte Teil des Abfalls wird dabei aber natürlich nicht in Privathaushalten produziert. Rund 72 Prozent der österreichischen Abfallmenge wird alleine durch diverse Bauarbeiten verursacht. Die Wirtschaft stellt mit großem Abstand den zweitgrößten Produzenten von Abfall dar. Etwa 20 Prozent des Abfalls wird in den diversen Wirtschaftszweigen verursacht, rund die Hälfte davon bei der Herstellung von Waren aller Art. Mit einem Anteil von sieben Prozent folgen aber schon dann die österreichischen Privathaushalte im Ranking der größten Abfall-Quellen im Lande. Dies entspricht einer privat produzierten jährlichen Abfallmenge von immerhin ca. vier Millionen Tonnen. Der Bergbau sowie die Energieversorgung sorgen letztlich für das letzte Prozent des in Österreich entstehenden Abfalls.
Was passiert mit Abfall?
Die „Abfallhierarchie“ Die Frage, die sich im Angesicht der riesigen jährlichen Abfallmengen hierzulande stellt, ist die Frage nach dem “Wohin?”. Eine logische Antwort darauf wäre wohl das Recycling, doch stellt diese Prozedur, wie oftmals angenommen, mitnichten die optimale Lösung im Sinne einer nachhaltigen Abfallwirtschaft dar. Denn besser als das Recycling von Abfällen, ist zum einen die Wiederverwendung, v.a. aber die gänzliche Abfallvermeidung! Am besten dargestellt wird dies durch die fünf Stufen der sogenannten Abfallhierarchie, die im Rahmen der EU-Abfallrahmenrichtlinie von 2008 die verschiedenen Methoden der Abfallentsorgung nach ihrer jeweiligen ökologischen Wichtigkeit und dem Effekt auf die Umwelt sortiert:
- Abfallvermeidung: Die ideale Lösung in der Abfallentsorgung ist diese gar nicht erst nötig zu machen. Die Vermeidung von Abfällen stellt somit also die wünschenswerteste und damit primäre Strategie für eine nachhaltige Abfallwirtschaft dar. Wo immer es geht, sollte die Entstehung von Abfall vermieden werden.
- Vorbereitung zur Wiederverwendung: War die Entstehung eines Abfallstoffs nicht zu vermeiden, so stellt die Vorbereitung des Stoffes zur Wiederverwendung die zweitbeste Methode im Sinne der Abfallhierarchie dar. Hierbei wird der Abfall so gereinigt, repariert oder anderweitig aufbereitet, damit sich der Abfallstoff für denselben Zweck wiederverwenden lässt, für den er ursprünglich als Produkt bestimmt war. So wird also aus einem Produkt, das zu Abfall wurde, wieder ein Produkt gleicher Art. Auch die Wiederverwendung kann so als eine Form der Abfallvermeidung angesehen werden, wenn auch meistens mit Energiekosten verbunden.
- Recycling: Das Recycling wird oftmals als wichtigster Prozess in der Abfallentsorgung angesehen, steht tatsächlich aber erst an dritter Stelle in der Abfallhierarchie. Beim Recycling werden aus einem Abfallstoff neue Produkte hergestellt, die nicht zwingend dem ursprünglichen Zweck gleich sind. Anders als bei der Vorbereitung zur Wiederverwendung, benötigt die Rückgewinnung der Rohstoffe selber mindestens Energie, oftmals aber auch den Einsatz von neuen Ressourcen bzw. Rohstoffen. So lassen sich durch das Recycling also neue Produkte aus Abfall machen, allerdings eben verbunden mit einigen ökologischen Kosten.
- Verwertung: Ist auch das Recycling bzw. eine Rückgewinnung der Rohstoffe nicht möglich, so sollten Abfallstoffe zumindest ganz oder teilweise verwertet werden. In erster Linie wird der Abfall dabei zur energetischen Verwertung in einer speziellen Anlage (Müllverbrennungsanlage) verbrannt. So lässt sich aus dem Abfallstoff Strom und Wärme erzeugen. Seltener werden spezielle Abfallstoffe auch anderweitig verwertet. Da der Verwertungsprozess selbst aber ebenfalls Energie kostet, steht die Verwertung entsprechend an lediglich vierter Stelle der Abfallhierarchie.
- Beseitigung: Die ökologisch gesehen schlechtmöglichste Methode der Abfallentsorgung stellt die Abfallbeseitigung dar. Manchmal unumgänglich, werden Abfälle dabei dauerhaft gelagert, beispielsweise auf speziellen Mülldeponien, je nach Abfallart in oder auf dem Boden. Die Beseitigung von Abfällen ist gemäß der Abfallhierarchie der Europäischen Union erst dann erlaubt, wenn die vorherigen vier Methoden der Abfallentsorgung nicht anwendbar waren. Für eine maximal nachhaltige und ökologische Abfallwirtschaft sollte die Quote der Abfallbeseitigung entsprechend so niedrig wie möglich gehalten werden.
Zu Teil 2 des Artikels: Vermeidung, Verwertung, Beseitigung – der richtige Umgang mit Abfall (Teil 2)