In unserem neuen Circular Blog Talk haben wir Alexander Lengel, Geschäftsführer der Marchfelder BioEnergie GmbH zum Thema „Biogasanlage, Funktion und Beitrag zur nachhaltigen Energiegewinnung“ gesprochen.
Die Idee eine Biogasanlage zu errichten und zu betreiben kam, so Herrn Lengel, bereits im Jahr 2002 von seinem Vater. Der Familienbetrieb hatte zu dieser Zeit schon sehr lange mit Bioabfällen in der Kompostierung zu tun, jedoch konnte die im Bioabfall enthaltene Energie nicht genutzt werden. Ganz im Gegenteil, die hohe Energie des Bioabfalls ging im Rahmen der Kompostierung völlig verloren.
Hinzu kam das Verfütterungsverbot von Speiseresten an die Schweinemast. So wurde die Idee der Errichtung einer Biogasanlage in die Wirklichkeit umgesetzt, um auch die Speisereste wie Biomüll, überlagerte Lebensmittel zu vergären, daraus grünes Gas zu machen und dieses zu verstromen.
Was ist eine Biogasanlage?
Eine Biogasanlage erzeugt Biogas durch die Vergärung von pflanzlichem und tierischem Material, welches in Form von Abfällen geliefert wird.
Diese Abfälle werden in der Aufbereitungsanlage der Marchfelder BioEnergie GmbH aufbereitet, d.h. es werden Störstoffe von den Abfällen getrennt, sodass am Ende des Tages nur mehr eine flüssige Masse überbleibt, die dann in den Fermenter geleitet wird.
Störstoffe sind Stoffe, die im Bioabfall landen, obwohl sie dort nicht hinein gehören wie zum Beispiel Plastiksäcke, Besteck, Steine, Sand, etc. Diese Stoffe haben in einem Fermenter nichts verloren und werden daher schon zuvor völlig automatisiert in der Aufbereitungsanlage vom Biomüll getrennt.
Im Fermenter befinden sich Mikroorganismen und Bakterienstämme, die durch den Abbau der Abfälle das Gas „quasi produzieren“. Dieses Gas wird dazu verwendet, das Blockheizkraftwerk, mit dem Strom produziert wird, zu betreiben, indem es sich aus den zwei Fermentern das benötigte Gas herausholt. Das sind circa 200 Kubikmeter Gas in der Stunde.
Bioabfall ist nicht gleich Bioabfall
FCC Austria Abfall Service AG liefert Bioabfälle
„Die Materialien für die Biogasanlage werden mit LKWs, entweder mit Containerwagen oder Tankwagen, geliefert. Diese werden dann bei uns in der Aufbereitungshalle abgekippt, das Material wird dann in die Zerkleinerung oder Aufbereitung, wie auch schon vorher erwähnt, gebracht.“, erklärt Herr Lengel.
Der für das Betreiben einer Biogasanlage beste Bioabfall weist einen sehr hohen Gemüseanteil auf, weil in diesem die meiste Energie steckt. Schlechter Bioabfall wird meistens im November geliefert, weil er aus einem hohen Anteil Laub von den Bäumen besteht. Laub hat keine Energie und ist daher für die Biogasanlage nicht geeignet. Herr Lengel betont, dass es aber auf die Mischung ankommt, so sind zum Beispiel Speisereste das beste Material für eine Biogasanlage, weil in ihnen die meiste Energie steckt. Das Unternehmen hat mittlerweile zwei Jahrzehnte an Erfahrung gesammelt und weiß genau, wie gewisse Materialien zu mischen sind, damit die größte Energiegewinnung erzielt werden kann.
In den vielen Jahren hat Herr Lengel verschiedene Kooperationen zu „Abfall-Zulieferern“ aufgebaut, wie zum Beispiel mit dem Abfallentsorgungsunternehmen FCC Austria Abfall Service AG. Der Abfallentsorger liefert der Marchfelder BioEnergie GmbH größtenteils Bioabfall aus Haushalten, „also die ganz normale Biotonne, überlagerte Lebensmittel, Fettabscheiderinhalte bekommen wir auch und Bäckereiabfälle, so Herr Lengel.
Überlagerte Lebensmittel sind Lebensmittel, zum Beispiel deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist oder bei denen die Kühlkette unterbrochen wurde, bzw. Fehlproduktionen. Aus diesen werden dann für die Biogasanlage wertvolle Materialien. Besonders Fettabscheiderinhalte aus Großküchen, wo beim Kochen das Fett in große Behältnisse abgeleitet und von Tankwagen abgeholt wird, sind ein wertvolles Material für die Biogasanlage, da der Fettanteil sehr energiereich und somit gut zur Gasproduktion ist, die dann wieder das Blockheizkraftwerk betreibt.
Der große Kuhmagen „Biogasanlage"
Es kommt auf das richtige Mischverhältnis
Im Laufe der Zeit hat die Marchfelder BioEnergie GmbH lernen müssen, dass es auf das richtige Mischverhältnis ankommt. Zum Beispiel sind zu viele Fettabscheider sehr schlecht, da die Bakterien in den Fermentern quasi überfüttert werden. „Das kann man sich vorstellen wie einen Kuhmagen, sagt man bei Biogasanlagen. Wenn du zu viel gibst, dann geht es der Kuh auch nicht gut. So ist es ungefähr mit den Abfällen.“ Jährlich verarbeitet die Marchfelder BioEnergie GmbH 15.000 Tonnen Abfall, bestehend aus Küchenabfällen, Fettabscheidern und überlagerten Lebensmitteln.
Grundsätzlich gilt: Je energiereicher das zugeführte Material, desto weniger Tonnen werden für einen Kubikmeter Gas benötigt. Alexander Lengel erklärt dies am Beispiel von Speiseresten, die ein energiereiches Material darstellen. „Wenn man eine Tonne Speisereste einbringt, kann man um die 50-80 Kubikmeter Gas erzielen, das danach über das Blockheizkraftwerk verstromt wird.“ Das heißt, man benötigt in etwa vier Tonnen Material, um ca. 200 Kubikmeter Gas in der Stunde zu produzieren und um 500 kWH zu fahren.
Die Marchfelder BioEnergie GmbH erhält rund 30 Material-Lieferungen pro Woche, also Abfälle wie Speisereste, Biomüll, Gemüseabfälle, Fettabscheider. Wichtig ist dabei, dass kontinuierlich dasselbe Material den Bakterien in den Fermentern zugeführt wird, denn dann funktioniert die Biogasanlage am besten, da diese Bakterien als Lebewesen auch einen gewissen Rhythmus und Gewohnheiten haben. Die Gasproduktion kann schnell mal hinunter gehen, wenn sogenannte Ausreißer auftreten. „Das kann man aber leicht wieder auffangen, wenn man weiß, wie man es macht und das wissen wir mittlerweile, weil wir machen das schon sehr lange“, erklärt Alexander Lengel.
Unabhängig von den Jahreszeiten sind überlagerte Lebensmittel, Speisereste und Abfälle das ganze Jahr gleich. Saisonbedingte Unterschiede sind hauptsächlich beim Biomüll. Im November ist der Laubanteil größer, nachdem das Laub von den Bäumen gefallen und entsorgt ist, befindet sich in der Biotonne zu 90 Prozent nur Gemüseanteil. Das geht dann bis Februar/März, wenn die Gartensaison wieder beginnt. Dann wird der Anteil an Rasenschnitt wieder mehr. Rasenschnitt ist aber grundsätzlich auch nicht schlecht, denn auch er ist ein Energieträger und kann für die Biogasanlage verwendet werden. Nur das Laub im November ist ungeeignet.
Mehr Grüne Energie von der Marchfelder BioEnergie GmbH
„Zurzeit verstromen wir das komplette Biogas mit unserem Blockheizkraftwerk. In Zukunft ist geplant, das Biogas, also Green Gas, direkt ins Gasnetz einzuspeisen. Auch haben wir im vergangenen Jahr eine Photovoltaikanlage errichtet, um zusätzlich Grüne Energie zu erzeugen. Das sind so zu sagen die nächsten logischen Schritte bei uns, so Alexander Lengel.
Marchfelder BioEnergie GmbH