Alte Textilien werden oft entsorgt, verschenkt oder zu Putzlappen umfunktioniert. Trotzdem landet ein Großteil dieser Materialien im Müll. In Österreich fallen jährlich etwa 220.000 Tonnen Textilabfälle an, von denen 80 % verbrannt und nur 20 % recycelt oder weiterverwendet werden. Das Textilrecycling steht noch am Anfang, aber mit den bevorstehenden EU-Regulierungen ab 2025 steht die Branche vor einem entscheidenden Wendepunkt.
Die Herausforderung Fast Fashion
Einer der Haupttreiber für das wachsende Textilabfallproblem ist die Fast Fashion. Billige Kleidung, die oft nur wenige Male getragen wird, bevor sie kaputtgeht oder unmodern wird, dominiert den Markt. Diese Produkte verschlechtern nicht nur die Qualität der gesammelten Altkleider, sondern erschweren auch die Wiederverwendung und das Recycling. Während die Menge an gesammelten Textilien zunimmt, sinkt die Verwertbarkeit drastisch.
Recycling von Mischgeweben: Ein komplexer Prozess
Eine der größten technischen Herausforderungen beim Textilrecycling ist das Wiederaufbereiten von Mischgeweben. Kleidung besteht heute häufig aus Materialien wie Baumwolle, Polyester oder Elastan, die miteinander vermischt sind. Die Trennung dieser Fasern ist extrem schwierig und derzeit noch nicht flächendeckend möglich. Forschungsprojekte und Universitäten arbeiten an chemischen und mechanischen Verfahren, um diese Herausforderung zu lösen, aber die Technologien stehen noch in den Kinderschuhen.
Der Weg zu einer Kreislaufwirtschaft
Die Europäische Union hat für 2025 strengere Regelungen für die Textilwirtschaft eingeführt, darunter eine verpflichtende getrennte Sammlung von Textilabfällen und Recyclingquoten. Ein weiterer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft ist die erweiterte Herstellerverantwortung, bei der die Produzenten von Textilien für die Entsorgung und das Recycling ihrer Produkte verantwortlich gemacht werden. Dies könnte dazu führen, dass Produkte, die schwer zu recyceln sind, höhere Gebühren verursachen, was langfristig die Qualität der Textilien verbessern könnte.
Fortschritte bei der Sortierung von Textilien
Die Technologie zur Sortierung von Textilien hat bereits Fortschritte gemacht. Infrarot-Detektoren und Kameras mit Künstlicher Intelligenz können Stoffe heute präzise erkennen und trennen. Trotzdem bleibt das Recycling von Post-Consumer-Textilien – also von Textilien, die bereits genutzt wurden – eine große Herausforderung. Auch wenn die Sortierung immer effizienter wird, fehlen noch ausgereifte Recyclingverfahren für viele Textilfasern.
Was können Konsumentinnen und Konsumenten tun?
Um den negativen Auswirkungen von Fast Fashion entgegenzuwirken, können Verbraucher bewusstere Entscheidungen treffen. Der Kauf von hochwertigen, langlebigen Kleidungsstücken aus sortenreinen Fasern wie Baumwolle oder Wolle kann den Recyclingprozess erleichtern. Fast Fashion sollte vermieden werden, da die günstigen, kurzlebigen Produkte den Recyclingkreislauf belasten und oft nicht wiederverwertbar sind. Durch achtsames Kaufverhalten kann jeder dazu beitragen, den Textilmüll zu reduzieren und den Übergang zu einer nachhaltigeren Modewelt zu fördern.
Fazit
Der Weg zu einem effektiven Textilrecycling ist noch lang, aber mit den richtigen Regulierungen, technologischen Entwicklungen und einem bewussteren Konsumverhalten kann die Textilindustrie in eine nachhaltigere Zukunft geführt werden. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist unausweichlich, und mit wachsendem Bewusstsein können wir alle unseren Teil dazu beitragen, die Menge an Textilabfällen zu verringern und wertvolle Ressourcen zu schonen.